Die Tatsachen
Die Welt wird älter. In den nächsten 30 Jahren wird sich die Zahl der Menschen über 65 verdoppeln. Im gleichen Zeitraum wird es nach aktuellen Prognosen aufgrund der gleichzeitig sinkenden Geburtenraten mehr als doppelt so viele ältere Menschen geben wie Kinder unter fünf Jahren. Gab es 1990 weltweit 54 Millionen Menschen, die 80 Jahre und älter waren, waren es 2019 bereits 143 Millionen. Fast dreimal so viel. Bis 2050 wird sich die Anzahl der über 80-jährigen mit 426 Millionen noch einmal nahezu verdreifachen!
Die Folgen der demographischen Entwicklung werden insbesondere in den Industrieländern immer stärker sichtbar und konfrontieren alle Gesellschaftsbereiche generationenübergreifend mit grundlegenden Fragen des Menschseins, der individuellen Lebensgestaltung und des fairen sozialen Zusammenlebens.
Japan und Deutschland gehören zu den am schnellsten alternden Nationen der Welt. Obwohl sich diese Länder in vielerlei Hinsicht unterscheiden, trifft sie das Problem der überalternden Gesellschaft gleichermaßen. Welche Kulturen des Alterns finden sich in beiden Ländern? Wie unterscheiden sie sich und was könnten sie voneinander lernen?
Die Fragen
Das Alter(n) ist eine zutiefst individuelle und zugleich öffentliche Angelegenheit, eine Tatsache und eine Zukunft, die alle Menschen gemeinsam haben. Aber in vielerlei Hinsicht wissen wir kaum etwas darüber. Das betrifft nicht nur den biologischen Alterungsprozess, sondern geradeso bspw. auch die seelisch-geistigen Entwicklungsmöglichkeiten mit zunehmendem Alter, die Sorgestrukturen, in denen alte Menschen Unterstützung anbieten und empfangen, die (ungleichen) sozialen Bedingungen, unter denen Menschen altern, die (kulturell geprägten) Vorstellungen, Wertungen und Bilder vom Alter(n), die wiederum unterschiedliche Rollenerwartungen hervorbringen.
Mit PLUS – A Project for an Aging World fragen wir: Was ist Alter(n)? Wie wollen wir altern? Wie können wir altern? Wie sehen mögliche Zukünfte des Alter(n)s aus? Wie werden unsere Vorstellungen vom Alter(n) geprägt? Müssen wir das Alter(n) neu denken? Und nicht zuletzt: Welche Fragen haben wir uns noch nicht gestellt?
Das Spielfeld
Inter- und transdisziplinäre Kooperationen fördern das gegenseitige Verständnis und geben Anreize zur Überwindung der je eigenen disziplinären Grenzen.
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten schafft das Projekt ein experimentelles Forum, in dem Künstler der Bildenden Kunst, der Darstellenden Kunst, der Literatur, dem Design-Feld und dem Film mit Sozialwissenschaftlern, Gerontologen, Medizinern, Psychologen, Philosophen und allen Interessierten aller Generationen zusammenkommen können, um gemeinsam aufkommende Fragen des Alter(n)s zu thematisieren.
Aufbauend auf den Fakten der wissenschaftlichen Forschung und getragen durch die Beiträge der teilnehmenden Öffentlichkeit versuchen die Künstlerinnen und Künstler, neue Sichtweisen auf eine zunehmend problematisch werdende, globale Entwicklung zu entwerfen.
In forschungsbasierten, aber künstlerisch umgesetzten Produktionen – Performances, Ausstellungen, Lectures, Installationen – in Workshops, internationalen Symposien und Screenings erkundet das Projekt kollaborativ und intergenerational die vielen Dimensionen des Alters und des Alterns.
Mitwirken
Gespräche von und mit Experten und Künstlern sind ein Teil unseres Projektes. Der andere Teil: Der fortlaufende Austausch und die Interaktion mit den Betroffenen jeder Generation. Uns allen. In mehreren Workshops haben Teilnehmer die Möglichkeit, an den kreativen Prozessen der Künstlerinnen und Künstler teilzuhaben: Als Betrachter, als Mitgestalter oder als Teil einer Performance.
Die Veranstaltungen werden mit digitalen Mitteln die Möglichkeiten der Partizipation für alle Interessierten erweitern. Ausstellungen und Aufführungen werden virtuell begehbar gemacht und können anschließend zeit- und ortsunabhängig am Computer, übers Smartphone oder als Virtual-Reality-Tour mit VR-Brille erlebt werden. Symposien werden live übertragen und bieten die Gelegenheit, sich in die Diskussionen der Experten mit einzuschalten.
Illustrationen: Miki Kadokura